L'industrie du troisième millénaire |
in Frankfurter Allgemeine Zeitung 10.03.2001, S. 57
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Ein ausgesuchter Stützpfeiler des 1997 gegründeten Unternehmens, das seit Anfang 2000 am Nouveau Marché Euronext in Paris notiert ist und im vergangenen Jahr einen Umsatz von 22 Millionen Franc auswies, ist Bernard Arnault, der im Oktober 1999 über seine Filiale Europ@web mit einer Milliarde Franc eingestiegen ist und sich eine Beteiligung von siebzehn Prozent gesichert hat. Bernard Arnault, schwärmt Thierry Ehrmann von seiner ersten Begegnung mit dem Oberhaupt des Luxusgüterkonzerns LVMH, habe in weniger als einer Stunde begriffen, welche Rolle artprice. com in den zukünftigen Umwälzungen des Kunstmarkts spielen werde. Studien großer amerikanischer Banken schätzen die Zahl potentieller "Kunstkonsumenten" - im Gegensatz zu einer halben Million Sammlern der Nachkriegszeit - auf weltweit zehn bis zwölf Millionen. Mit einer Durchschnittsinvestition in ein Kunstwerk in Höhe von 12 000 Franc verwische sich die Grenze zwischen Luxusprodukten und Kunst; letztere genieße gegenüber industriellen Produkten den Vorteil steuerlicher Begünstigung und leide nicht unter dem Abnutzungseffekt. Anders als eine Investition in Aktien ist der Kauf eines einmaligen Kunstwerks zudem mit einem ästhetischen Bonus verbunden. Wie für die internationalen Finanzmärkte ist auch für den Kunstmarkt die schnelle Verfügbarkeit gesicherter Informationen von großer Bedeutung. Heute erbringen zwei Prozent aller Künstler rund achtzig Prozent des Umsatzes mit Bildender Kunst; der Markt bleibt einer kleinen Zahl von Eingeweihten vorbehalten, solange ihm ein eigenes Notierungssystem fehlt. Die von artprice.com angestrebte "Normierung des Kunstmarkts" soll nicht zuletzt durch die verfügbar gemachte Information über die Mehrzahl der wenig bekannten Künstler eine breitere Streuung des Preisspektrums und damit eine ungeahnte Expansion dieses Markts herbeiführen. Die Basis der Datenbank wird nicht nur aus dem aktuellen Auktionsgeschäft gespeist. Im vergangenen Jahr erwarb artprice.com sieben große Datenfonds zum Kunstmarkt, darunter die 1975 von Peter Hasting Falk gegründete "Sound View Press" samt "Who was Who in American Art" mit 65 000 Biographien amerikanischer Künstler von 1564 bis heute und das "Dictionnaire Mireur", ein vom Marseiller Arzt Hippolyte Mireur um 1900 erstelltes Lexikon der Kunstversteigerungen in Frankreich und anderen Ländern zwischen 1700 und 1910. In dem Anspruch, die Quasi-Totalität der verfügbaren Informationen über Bildende Kunst zu erfassen, ist artprice.com weiter gegangen als eventuelle Konkurrenten wie die amerikanische Firma artnet.com des ehemaligen Galeristen Hans Neuendorf, die infolge von Verlusten Anfang des Jahres ihre Online-Auktionen einstellen mußte. Die Monopolstellung von artprice.com bleibt indessen nicht unumstritten: Thierry Ehrmann zufolge arbeite ein amerikanischer Journalist an einem Buch, das artprice.com als "Microsoft des Kunstmarkts" entlarven will. Und wo Bernard Arnault in erster Reihe steht, da ist François Pinault nicht weit: Der Christie's-Besitzer soll artprice.com gegenüber keineswegs gleichgültig sein. Die Revolution des Kunstmarkts hält noch einige Überraschungen bereit. Angelika HEINICK Alle Rechte vorbehalten.
©F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main |
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